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Nützliche Tips zu ihrer Uhr

Datum, Zweite Zeitzone, Drehlünette, Chronograph und mehr...

Das Datum



Die kleinen Komplikationen: Das Datum

Auf der Suche nach einem praktischen Zeitmesser? Eine Uhr mit Datumsanzeige steht uns in zahlreichen Alltagssituationen zur Seite.
Funktionen wie diese oder die Anzeige einer zweiten Zeitzone werden zwar als kleine Komplikationen bezeichnet,
was in Relation zu Komplikationen wie der Minutenrepetition oder dem ewigen Kalender auch berechtigt ist.
Doch gerade die sogenannten kleinen Komplikationen haben ihre praktische Bedeutung.

Uhren mit Datumsanzeige bieten Vielfalt

Mit Abstand die häufigste Zusatzfunktion von Armbanduhren ist das Datum.
Und weil sich die Hersteller fast immer für ein Fensterdatum entscheiden, hat der Uhrenfreund die Vielfalt der möglichen Lösungen meist gar nicht vor Augen.
Schon beim herkömmlichen Fensterdatum gibt es Wahlmöglichkeiten:
Nutzt man beispielsweise bei einer Uhr mit schwarzem Zifferblatt eine weiße Datumsscheibe, die sich besser ablesen lässt?
Oder haben gestalterische Überlegungen zur Folge, dass sich die Designer für eine schwarze, harmonisch ins Zifferblatt integrierte Scheibe entscheiden?
Etwas unbeholfen erscheinen in diesem Zusammenhang cremefarbene Zifferblätter mit weißem Datum;
hier wirkt die abweichende Farbe der Zahlenscheibe oftmals störender als bei echten Kontrastfarben.
Eine Vorreiterrolle in Bezug auf das Fensterdatum bei Armbanduhren übernahm Rolex mit der ersten Datejust von 1945.
Heute ist diese Funktion in der Uhrenwelt selbstverständlich – und die häufigste Variante der Datumsanzeige.

Welche Form der Datumsanzeige ist die komfortabelste?

Als Alternative kommt das Zeigerdatum in Frage, das in Sachen Ablesbarkeit nur mithalten kann,
wenn der Datumszeiger aus der Mitte kommt und die Skala am Zifferblattrand liegt.
Ein kleines Zeigerdatum, das nur ein Hilfszifferblatt einnimmt, lässt sich dagegen meist schwer entziffern.
In Sachen Ablesbarkeit ungeschlagen ist und bleibt die Uhr mit Großdatum.
Stilbildend war diese Funktion vor allem bei der sächsischen Manufaktur A. Lange & Söhne: Besonders die legendäre Lange 1,
aber auch viele weitere Modelle wären ohne die zwei Fenster sicher nicht so berühmt geworden, wie sie es heute sind.
Während Lange eine Konstruktion mit zwei Scheiben nutzt, verwendet Zenith ein patentiertes Dreischeibendatum.
Es ermöglicht in Uhren mit vielen Zusatzfunktionen, die Zahlen im Verhältnis zum Platz im Werk möglichst groß darzustellen.
Technisch ist die Lösung relativ einfach:
Die Einerstellen sind auf zwei übereinander liegende Scheiben verteilt, von denen die obere nur sechs Ziffern trägt und Ausschnitte besitzt,
durch die zu gegebener Zeit die restlichen vier Ziffern zu sehen sind.
Weil nicht alle zehn Ziffern auf einer Scheibe Platz haben müssen, können sie größer gedruckt werden.
Das Großdatum ist also eine schöne und funktionale Lösung.
Ästheten könnten sich lediglich daran stören, dass während der ersten neun Tage jedes Monats eine Null oder eine weiße Fläche auf der ersten Stelle erscheint.

Auch eine Uhr mit Datumsanzeige kann unpraktisch sein

Deutlich problematischer als das Großdatum mit seiner ersten Stelle ist jedoch das Datum im vergrößerten Fenster,
in dem auch die vorhergehenden und nachfolgenden Tage erscheinen.
Hier kann sich der Träger je nach Breite des Fensters ziemlich schwertun, die richtige Zahl zu finden.
Zudem wird beispielsweise am 30. April ein nicht vorhandener 31. als Folgetag angezeigt.

Zweite Zeitzone



Die beliebtesten Komplikationen: Zweite Zeitzone

Die GMT-Uhr, wie die Uhr mit zweiter Zeitzone auch oft genannt wird, zeigt neben der Ortszeit die Uhrzeit einer weiteren Zeitzone an.
Ursprünglich bezeichnet die Abkürzung GMT jedoch die “Greenwich Mean Time”, also jene “Weltzeit”,
auf die sich alle anderen Zeitangaben rund um den Globus beziehen.

Warum heißt die Uhr mit zweiter Zeitzone auch GMT-Uhr?

Die ursprüngliche Bestimmung einer Uhr mit zweiter Zeitzone lag darin, die Greenwich Mean Time zusätzlich zur jeweiligen Ortszeit anzuzeigen.
Auch wenn es jedem Träger selbst überlassen ist, welche Zeitzone er als Orts- oder Heimatzeit wählt und welche als zweite Zeitzone,
ist der Begriff der GMT-Uhr doch geblieben.

Bei manchen Modellen, wie der Rolex GMT-Master II, ist “GMT” sogar fester Bestandteil des Modellnamens.
Diese Uhr stellt die zweite Zeitzone durch einen zweiten Zeiger dar, die zugehörige 24-Stunden-Skala befindet sich auf der Lünette.

Weshalb gibt es überhaupt Zeitzonen?

Die Geschichte nahm ihren Anfang im Jahr 1876 auf einem verregneten Landbahnhof in Irland.
Dort stand der kanadische Ingenieur und Eisenbahndirektor Sandford Fleming und wartete vergeblich auf seinen Zug.
Weil seine Uhr eine andere Zeit als die Bahnhofsuhr anzeigte, wurde ihm einmal mehr bewusst,
dass sich die Welt noch nicht auf einheitliche Zeiten geeinigt hatte.
Von Ort zu Ort wurden die Uhren nach dem jeweiligen Sonnenhöchststand ausgerichtet.

Es war kein Zufall, dass Sandford Fleming auf einem Bahnhof auf dieses Problem traf.
Denn erst, als es dank Dampfkraft und Eisenbahn möglich wurde, schnell zu reisen, wurden die verschiedenen Ortszeiten zum Problem.
Dem wollte Sandford Fleming ein Ende machen und regte an, die Uhrzeiten zu vereinheitlichen.
Mit gleich Gesinnten setzte er sich für die weltweite Festlegung von Zeitzonen ein.
Zugrunde lag eine simple Rechnung: Zeitsprünge in vollen Stunden vorzunehmen, schien am einfachsten.
Deshalb teilte man die 360 Grad der Erde durch 24, die Zahl der Stunden eines Tages,
erhielt den Wert 15 und schlug vor, dass innerhalb einer Zone von 15 Längengraden die gleiche Zeit gelten sollte.

Warum bezieht sich die Weltzeit ausgerechnet auf Greenwich?

Basierend auf diesem System legten am 13. Oktober 1884 auf der Meridiankonferenz in Washington 25 Nationen, unter anderem Deutschland,
die Weltzeitordnung GMT (Greenwich Mean Time) fest.
GMT daher, weil die mittlere Ortszeit der königlichen Sternwarte Greenwich zum internationalen Null-Meridian erkoren wurde.

Da sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, ist theoretisch ja jede von Pol zu Pol gezogene Linie als Bezugslängengrad (Meridian) möglich.
Greenwich ist eine rein politische Entscheidung.
Mit der die Franzosen so ihre Schwierigkeiten hatte – weshalb sie bis 1911 GMT die “mittlere Zeit von Paris,
verspätet um neun Minuten und 21 Sekunden” nennen.
Jene Zeitdifferenz zwischen dem Höchststand der Sonne in Greenwich und dem Höchststand der Sonne in Paris.
Deutschland führt 1893 die einheitliche Zeitbestimmung ein.
In der Praxis folgen die Zeitzonen nicht starr den Meridian-Linien,
sondern auch den politischen Grenzen von Staaten und natürlichen Grenzen wie Gebirgen oder Flussläufen.
Seit 1919 wird die GMT auch als Universal Time, kurz UT, bezeichnet.

Wie sahen die ersten GMT-Uhren aus?

Zu Beginn der Geschichte der GMT-Uhr wurde für die Anzeige der zweiten Zeitzone ein starrer zweiter Stundenzeiger montiert,
der sich im festen Abstand zur Ortszeit konstant mitbewegte.
Doch spätestens mit der Einführung der Sommerzeit wurde klar, dass das starre Doppel-Zeiger-System unbrauchbar war.

Modernere Konstruktionen erlaubten den zweiten Stundenzeiger über die Krone
– und damit unabhängig von der eingestellten Uhrzeit – rund um das Zifferblatt zu bewegen.
Das war die Geburtsstunde der “Weltzeituhr”, auf der sich unabhängig von der Ortszeit eine frei gewählte zweite Zeit einstellen lässt.

Die heutige GMT-Uhr ermöglicht die freie Ortswahl

Zwei frei einstellbaren Zeitzonen – das ist es, was wir heute von einer GMT-Uhr erwarten, und so sind wir es auch gewohnt, sie zu nutzen.
Doch auch wenn damit jede GMT-Uhr zugleich zu einer Weltzeituhr wird, gibt es jene Zeitmesser, die wir als “reine” Weltzeituhren betrachten,
weil sie nämlich die Ortszeiten von 24 oder gar mehr Zeitzonen anzeigen.

Wichtig für die GMT-Uhr: Eine 24-Stunden-Anzeige

Für die Darstellung einer zweiten Zeitzone ist es noch wichtig, die Zeitmesser mit 24-Stunden-Zifferblättern auszustatten,
denn nur eine 24-Stunden-Anzeige erlaubt eine schnelle, sichere und interpretationsfreie Zeitbestimmung im globalen Orientierungssystem.

Es muss für einen Reisenden in Yokohama auch ohne Nachzudenken feststellbar sein, ob es in Greenwich 9.00 Uhr morgens oder 21.00 Uhr abends ist
– das ist der Sinn einer modernen GMT-Uhr.

Drehlünette



Die Drehlünette bei GMT-Uhren

Bei Uhren mit zweiter Zeitzone wird diese manchmal über eine 24-Stunden-Skala auf deren Lünette angezeigt.
Ein Beispiel dafür ist die Oyster Perpetual GMT-Master II von Rolex.

Die Drehlünette bei Taucheruhren

Am häufigsten findet sich der Drehring bei Taucheruhren, wo er sich meist nur in eine Richtung bewegen lässt.
Das liegt daran, dass der Taucher auf der Drehlünette die verbleibende Tauchzeit abliest.
Ist die Lünette nur in eine Richtung drehbar, ist sichergestellt, dass die Tauchzeit sich, wenn der Taucher aus Versehen gegen etwas stößt, nur verkürzen,
aber nie verlängern kann.
Idealerweise ist dieser Drehring so griffig, dass er sich auch mit Handschuhen verstellen lässt,
und besitzt für die Ablesbarkeit unter Wasser einen Leuchtpunkt sowie eine durchgehende Minutenteilung.

Die Drehlünette bei Fliegeruhren

Der zweithäufigste Uhrentyp mit Drehlünette ist die Fliegeruhr. Hier darf und soll der Ring in beide Richtungen beweglich sein.
Vor allem Piloten, die nach Sichtflugregeln fliegen, nutzen die zusätzliche Minutenskala als Navigationshilfe:
Beim Start wird der Nullpunkt auf den Minutenzeiger ausgerichtet, sodass die Lünette die Flugminuten zählt.
Wenn die geplante Route beispielsweise nach 13 Minuten Richtungswechsel bei bestimmten Landmarken vorsieht, lässt sich auf der Lünette verfolgen,
wann es Zeit ist, nach dem jeweiligen Autobahnkreuz oder Kirchturm Ausschau zu halten.
Ein Chronograph kann diese Funktion nur unzureichend ersetzen,
da sich der meist kleine Minutentotalisator viel schwerer ablesen lässt als der zentrale Zeiger einer Fliegeruhr.

Chronograph



Im alltäglichen Leben stellen Komplikationen etwas Negatives dar, nicht so in der Uhrenwelt.
Hier handelt es sich bei einer Komplikation um eine Zusatzfunktion bei Uhren, die dem Träger einen Mehrwert bieten soll.
Die Zusatzfunktion macht jedoch das Uhrwerk komplizierter: Schnell steigt die Anzahl der Teile von 60 bei einfachen Werken auf über 300 Einzelteile.
Der Uhrmacher löst also mit der Zusatzfunktion einen komplizierten Fall. Doch wie nützlich oder sinnvoll sind Komplikationen?
Oft liegt ihre Faszination nicht im reinen Nutzen der Funktion, sondern in der Begeisterung dafür,
dass Menschenhände eine mechanische Lösung auf so kleinem Raum realisieren können.

Der Chronograph

Die beliebteste Uhren-Komplikation ist die Chronographenfunktion, also die Funktion zum Stoppen einer Zeitspanne.
Aufgrund der hohen Teilezahl, der vielen Federn und Hebel ist diese Komplikation sehr aufwendig zu realisieren.
Der Stoppvorgang wird in der Regel mit dem Betätigen des oberen Drückers an der Gehäuseflanke gestartet und wieder gestoppt.
Wenn die gewünschte Zeitspanne gemessen wurde, stellt der Träger über den unteren Drücker die Stoppzeiger wieder auf Null.
Damit die Nullstellung reibungslos vonstatten geht, drücken Hebel herzförmige Scheiben, die auf der Achse der Zeiger sitzen, in die Ausgangsstellung zurück.
Um mit dem mechanischen Chronographen die Zeit stoppen zu können, muss das Einkuppeln und das Loslassen der blockierten Räder gleichzeitig geschehen.
Diese komplexe Chronographenschaltung kann über ein traditionelles Schaltrad oder über eine moderne Nockensteuerung gelöst werden.
Beim Eindrücker-Chronographen erfolgt das Starten, Stoppen und Nullstellen nur über einen Drücker.
Je nach Ausführung des Chronographen werden die Stoppsekunden, -minuten und -stunden angezeigt.
Die gestoppte Zeit liest der Träger über Hilfszifferblätter, sogenannte Totalisatoren, ab.
Ein Chronograph mit zwei Totalisatoren bei drei und neun Uhr wird “Bicompax-Chronograph” genannt.
Wenn bei der Sechs ein weiteres Hilfszifferblatt hinzukommt, trägt der Stopper auch den Namen “Tricompax-Chronograph”.

Chronographen mit Automatik- oder Handaufzug?

Chronographen mit Automatikaufzug kamen vergleichsweise spät auf den Markt.
Die Marke Heuer präsentierte 1969 mit der Heuer Carrera ihren ersten Automatikchronographen.
Das Chronographenwerk mit Rotor, das Kaliber 11, entstand in Zusammenarbeit mit den Herstellern Breitling, Dubois-Dépraz und Hamilton-Büren,
die das Werk später ebenfalls einsetzten.
Zeitgleich arbeiteten aber auch Seiko und Zenith an der Entwicklung des ersten automatischen Chronographenwerks.
Das spannende Rennen zwischen den Kontrahenten ging ziemlich unentschieden aus, denn alle drei Werke konnten 1969 vorgestellt werden.
Das erfolgreichste Chronographenwerk mit Automatikaufzug ist das bewährte, seit 1973 hergestellte Kaliber Valjoux 7750
des zur Swatch Group zugehörigen Werkeherstellers Eta.
Das Werk ist für seine Verlässlichkeit bekannt und wird auch als Chronometer zertifiziert.
Mit dem Chronometer-Zertifikat wird der entsprechenden Uhr eine besondere Ganggenauigkeit bescheinigt.

Manufakturchronographen

Die hohe Kunst im Chronographenbau ist die Entwicklung eines eigenen Chronographenkalibers.
Für Luxusmarken wie Patek Philippe und A. Lange & Söhne ist das nahezu ein Muss.
Sie ergänzen die ohnehin schon kompliziert zu bauende Funktion meist um weitere technische Rafinessen wie eine Kalenderfunktion.
2009 stellte die Breitling ihr erstes eigenes Chronographenwerk vor, das Manufakturkaliber 01, das für die Marke typisch auch als Chronometer zertifiziert ist.
Sechs Jahre später, präsentierte Breitling bereits das Manufakturkaliber B14 im Transocean Chronograph 1915.
Von der Unruhfrequenz des Werks hängt die Messgenauigkeit des Chronographens ab.
Das El-Primero-Kaliber von Zenith gehört zu den sogenannten “Schnellschwingern” (36.000 Halbschwingungen pro Stunde entsprechen 5 Hertz)
und kann eine Zehntelsekunde messen.
Eine Amplitude von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hertz) ergibt eine Genauigkeit von einer Achtelsekunde.
Bei 21.600 Halbschwingungen pro Stunde (3 Hertz) ist die Stoppzeit auf 1/6 Sekunde messbar und bei 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (2,5 Hertz)
ist es noch 1/5 Sekunde.

Natürlich gibt es bei Chronographen auch noch Funktionssteigerungen:

    Chronograph mit Flyback-Funktion
    Chronograph Rattrapante
    Chronograph Foudroyante

Gangreserve



Die kleinen Komplikationen: Gangreserve

Wie beinahe jedes technische Gerät braucht auch eine mechanische Uhr Energie, um zu funktionieren.
Diese erhält sie von der im Federhaus befindlichen Zugfeder, die über die Aufzugskrone
– bei Automatikwerken auch über den Rotor – gespannt wird.
Die Zeit, die eine Uhr vom Vollaufzug der Zugfeder bis zu deren völliger Entspannung läuft, ohne dass ihr erneut Energie zugeführt wird,
bezeichnet man als Gangdauer oder Gangautonomie. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Gangreserve und Gangdauer synonym verwendet.

Es empfiehlt sich nicht, die Gangreserve einer Uhr vollständig ablaufen zu lassen, bevor neue Energie zugeführt wird.
Denn grundsätzlich gilt: je gespannter die Feder, desto gleichmäßiger der Gang.
Entsprechend nützlich ist eine Gangreserveanzeige, die dem Träger mitteilt, wann die Uhr wieder aufgezogen werden muss.
Ursprünglich wurden Gangreserveanzeigen vor allem in Präzisionszeitmesser wie Marinechronometer oder Eisenbahner-Taschenuhren eingebaut.
Nachdem die Marke Breguet bereits 1933 einen entsprechenden Armbanduhren-Prototypen vorgestellt hatte,
machte Jaeger-LeCoultre die Gangreserveanzeige im Jahr 1948 einem breiten Publikum zugänglich:
Die weltweit erste Serienarmbanduhr, die die Federspannung anzeigte, hieß Powermatic.
Die Uhrenhersteller führten die Gangreserveanzeige ein, da die Kunden Ende der 1940er-Jahre dem Selbstaufzug, also einer Uhr mit Automatikwerk,
misstrauten. Sie befürchteten, dass ihre Uhr trotzdem irgendwann stehen blieb.
Der Ausweg bestand darin, den Spannungszustand der Zugfeder permanent auf dem Zifferblatt anzuzeigen.
Die durch einen Zifferblattausschnitt sichtbare Gangreservescheibe bedruckte Jaeger-LeCoultre mit Stundenzahlen
und informierte so besonders exakt über die verbleibende Kraft.
Seitdem wird die Gangreserveanzeige oftmals auch in Uhren mit Automatikwerk eingebaut, obwohl sie dort im Grunde verzichtbar ist.

Ansonsten übernimmt meist ein Zeiger die Indikation der Gangreserve, der über ein Getriebe mit dem Aufzugsmechanismus in Verbindung steht.
Beim Aufziehen wandert der Zeiger an das eine Ende der Skala; wenn die Zugfeder an Kraft verliert,
bewegt er sich – deutlich langsamer – auf das andere Ende zu.
Bei historischen Präzisionsuhren waren die Skalenenden meist mit „Auf ” und „Ab” beschriftet,
weshalb viele Marken diese Bezeichnungen auch heute noch bei klassisch gestalteten Modellen benutzen.

Besonders interessant wird die Funktion der Gangreserveanzeige bei Handaufzugs- und Automatikuhren mit großer Laufdauer:
So muss ein Zeitmesser mit Acht-Tage-Werk dank der Anzeige nicht durch zu häufiges Aufziehen strapaziert werden.
Auch Uhrenfans, die Zusatzfunktionen mit rotierenden Zeigern langweilig finden, haben Wahlmöglichkeiten:
So läuft bei vielen Manufakturuhren von Panerai die Anzeige der verbleibenden Gangreserve dank eines Zahnrechens linear auf einer waagerechten Skala entlang.
Außerdem gibt es bei Panerai (und auch bei anderen Marken) Modelle mit Gangreserveanzeige auf der Werkrückseite.

Die Gangreserveanzeige – eine Funktion für alle Preisklassen

Eine Gangreserveanzeige ist nicht allein Uhren mit Manufakturwerken vorbehalten. Die Funktion findet sich bereits bei Zeitmessern ab circa 400 Euro.
Hier werden Standardwerke von Eta und Sellita eingesetzt. Doch selten genießt die Gangreserveanzeige die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Trägers.
Die schlichteste Variante ist die Kombination mit einer kleinen Sekunde.

Flyback



Der Flyback-Chronograph fasst das Stoppen, Nullstellen und Starten in einem Vorgang zusammen.
Seine Zeiger fliegen quasi mit einem Knopfdruck zurück, während man beim Chronograph ohne Flyback-Funktion die Drücker dreimal betätigen müsste,
um den Stoppvorgang zu unterbrechen, die Zeiger zurückzustellen und einen neuen Zählvorgang auszulösen.
Beim Flyback-Chronograph wird die laufende Zeitmessung durch einmaliges Betätigen eines Drückers gestoppt und der Zeiger auf null gestellt,
beim Loslassen des Drückers beginnt sofort ein neuer Stoppvorgang.

Woher kommt der Flyback-Chronograph?

1936 erhielt Longines ein Patent für sein Kaliber L13ZN mit Flyback-Funktion.
Die Flyback-Funktion wurde nach ihrer Einführung in den 1930er-Jahren insbesondere von Piloten geschätzt, die im Cockpit
– etwa bei einem Blindflug – schnell und unkompliziert neue Zählvorgänge auslösen können mussten.
Daher wurden Flyback-Chronographen früh militärisch genutzt.
Während der Quarzkrise in Vergessenheit geraten, erlebte die Funktion 1996 ihre Renaissance:
Mit der Blancpain Referenz 2185 F und der Breguet Type XX Aéronavale kamen in diesem Jahr neue Chronographen mit Flyback-Funktion auf den Markt.

Welche Namen gibt es noch für den Flyback-Chronographen?

“Flyback” ist die gebräuchlichste Bezeichnung für diese Komplikation, weniger bekannt sind die Begriffe “permanenten Nullstellung”, “retour en vole”
(Deutsch: Rückkehr im Flug” und “Temposchaltung”.
Damit bezeichnet wird jeweils der Vorgang, bei dem eine laufende Zeitmessung des Chronographen durch einmaliges Betätigen eines Drückers gestoppt
und der Zeiger auf null gestellt wird. Beim Loslassen des Drückers beginnt sofort eine neue Messung.

Der Flyback-Chronograph heute: Salonfähig in allen Stilarten

Schaut man sich die Neuerscheinungen des Jahres 2015 an, dann kommt man schnell zu dem Schluss,
dass der Flyback-Chronograph heute für alle Stile salonfähig ist.
Nicht nur Fliegeruhren im Besonderen oder Sportuhren im Allgemeinen machen sich die Funktion zu eigen,
auch elegante Zeitmesser setzen auf die komfortable Variante des Chronographen.

Rattrapante



Der Rattrapante-Chronograph wird auch Doppel- oder Schleppzeiger-Chronograph genannt.
Er verfügt über einen zusätzlichen Zeiger, den Schleppzeiger, der das Stoppen von Zwischenzeiten erlaubt.
Dazu läuft der Schleppzeiger als zweiter Zeiger unter dem Stoppsekundenzeiger mit und kann beim Stoppen abgekoppelt werden.

Gesteuert wird der zweite Zeiger oft über einen zusätzlichen Drücker bei der Zehn: Gestartet werden die beiden Zeiger gemeinsam.
Betätigt man den Drücker, so wird der zweite gestoppt, während der Stoppsekundenzeiger weiterläuft und unabhängig gestoppt werden kann.
Ein weiterer Knopfdruck lässt den Schleppzeiger wieder unter den Stoppsekundenzeiger springen, um mit diesem gemeinsam weiterzulaufen.
Der zweite Zeiger wird also vom Stoppsekundenzeiger mitgeschleppt – daher der Name Schleppzeiger-Chronograph.
Die französische Bezeichnung rattraper (= wieder einholen) beschreibt den Vorgang, wenn der Schleppzeiger den Stoppsekundenzeiger wieder einholt.

Foudroyante



Der Chronograph mit Seconde Foudroyante, Deutsch:
blitzende Sekunde, verfügt über eine Stoppanzeige für Sekunden, deren Zeiger eine Umdrehung in einer Sekunde schafft.
Je nach Unruhfrequenz ist diese Umdrehung in Schritte unterteilt, die Funktion ermöglicht also die Messung von Viertel-, Sechstel- oder Achtel-Sekunden.

Mondphase



Der Mond übt als erdnächster Himmelskörper eine besondere Anziehungskraft auf uns aus.
Er verursacht Gezeiten, inspirierte Dichter und gilt seit jeher als Symbol des Unerreichbaren.
Die Menschen richteten sich schon früh nach dem Mond,
nutzten den regelmäßigen Zyklus für die Bestimmung von Zeitspannen und als Basis der ersten Kalender.
Bereits im frühen 16. Jahrhundert gaben die ersten Wanduhren seinen Stand wieder.
Mit der Quarzkrise in den 1970er-Jahren verlor die mechanische Uhr an Bedeutung und damit auch diese astronomische Komplikation.
Erst in den 80ern verhalf die Schweizer Manufaktur Blancpain mit dem Kaliber 6395 der Mondphasenanzeige zu neuem Glanz.
Als lächelndes Gesicht trat der Mond neben die Anzeigen des Vollkalenders auf das Zifferblatt.
Die Uhr war ein solcher Erfolg, dass auch viele andere Hersteller die Mondphasenanzeige in ihr Programm aufnahmen.
Die Mondphase dauert astronomisch betrachtet genau 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden.
Die klassische Mondphasenkonstruktion wird auf 29,5 Tage abgerundet.
Deshalb benutzt man bei der einfachen Art der Mondphasenanzeige ein Räderwerk mit 59 Zähnen für zweimal 29,5 Tage zum Einsatz.
Auf der Mondscheibe befinden sich zwei gegenüberliegende Monde, von denen immer nur einer auf dem Zifferblatt zu sehen ist.
Das Räderwerk bewegt die Scheibe automatisch einmal pro Tag um einen Zahn weiter, um die Mondphase korrekt darzustellen.
Diese Art der Mondphasenanzeige geht jährlich rund 8 Stunden oder in drei Jahren einen ganzen Tag falsch.
Dank mitgeliefertem Korrekturmechanismus lässt sich die Anzeige mit einem kleinen Knopfdruck korrigieren.
Mit wenig Aufwand lassen sich auch einfache Basiskaliber um die Komplikation ergänzen,
Uhren damit liegen preislich im Einstiegssegment oder im mittleren Bereich.
Sie sind daher auch bei kleineren Marken wie Edox, Zeno-Watch Basel oder Schauer zu finden.
Natürlich geht es auch präziser: Bei komplizierteren Mechanismen muss die Mondphasenanzeige erst nach über 100 Jahren um einen Tag korrigiert werden.
So ist eine Korrektur bei der Große Lange 1 Mondphase von A. Lange & Söhne, die 2014 auf dem Genfer Uhrensalon SIHH vorgestellt wurde,
erst nach 122,6 Jahren notwendig.
Der Richard Lange Ewiger Kalender “Terraluna” mit orbitaler Mondphasenanzeige, den die Glashütter Uhrenmarke ebenfalls auf der besagten Messe lancierte,
muss sogar erst nach 1.058 Jahren um einen Tag korrigiert werden.
Den Rekord hält jedoch Andreas Strehler:
seine aus vier Komponenten bestehende Mondphasenanzeige hat eine Fehlerquote von einem Tag in zwei Millionen Jahren.
Ob eine solche Präzision notwendig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Eine uhrmacherische Höchstleistung ist es in jedem Fall.
Häufig stehen präzise Mondphasen im Zusammenhang mit Komplikationen wie einem Ewigen Kalender und werden von Uhrenmanufakturen angeboten.

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